Von den Hexen vertrieben

Nach unserem allmorgendlichen Trott Frühstück, Sachen zusammenpacken, Zelt einpacken, Räder beladen ging es weiter. Zwischendurch schielte ich neidisch zu einer Gruppe junger Leute sowie einer Familie rüber, die schon fertig waren, als wir grade mal fertig mit frühstücken waren. Wie machen die das immer bloß so schnell, fragte ich mich. Wir trödelten nicht groß rum, hetzen wollten wir aber auch nicht. Dennoch, die waren fertig und wir noch lange nicht.

Nun gut, wie auch immer. Heute sollte es zum Naturcampinplatz Hexenwäldchen gehen. Da ich dort schon 2-mal vor 13 und ca. 20 Jahren war und damals begeistert von diesem Platz war und den Kindern zu Hause davon vorgeschwärmt hatte, waren wir alle ganz gespannt auf diesen Platz. Ich hatte bei der Planung der Tour extra darauf geachtet, dass wir dort übernachten. Also ging es nun los. Die Strecke heute führte uns vorbei an vielen Seen. Es sollte auch sehr warm werden heute.

Beim Verlassen des CPs kamen wir an dem kleinen Restaurant vorbei und hier traf ich die Jugendlichen als auch die Familie wieder. Beide Gruppen waren mit Frühstück beschäftigt. Das besänftigte mich etwas, sind wir doch nicht so bummelig unterwegs.

Unseren ersten Stopp legten wir nach wenigen Kilometern in Wustrow ein. Wir badeten sehr ausgiebig an einem einsamen Strand und aßen an einem Kiosk. Dann ging es weiter. Die Strecke war schön, zog sich allerdings hin, was sicher auch etwas der Hitze geschuldet war. Als bei den Kindern langsam die Luft ausging und die Lust verloren wurde, kam leider keine Eisdiele oder ähnliches mehr, um die Lust etwas aufzupeppen. Blieb mir nur, sie mit dem tollen Campingplatz zu locken.

Wir waren etwas früher als sonst am CP und freuten uns, bald ins Wasser hüpfen zu können. Doch ich wurde schwer enttäuscht. Der CP ist nicht mehr das, was er mal war. Er war voll, sehr voll, was für den CP sicher super ist und kein Qualitätsmangel darstellen sollte. Das Anmelden dauerte ewig. Wir mussten mit vielen anderen auf einer kleinen Fläche warten vor dem Einchecken. Ich hatte den CP als ökologischen CP in Erinnerung, mit Liebe zum Detail und Ruhe. Davon war nichts mehr übrig. Ich habe das „einchecken“ nur noch als lautes Event in Erinnerung. Es war alles so ökonomisch professionell. Der Platz, den wir zugewiesen bekamen, war auch nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Es hatte niemand mehr Lust, ins Wasser zu gehen. Nun gut, Corona und alle wollen raus. Da muss man eben über einiges hinwegsehen. Die Campingplätze müssen auch erstmal lernen, mit dem Ansturm zurecht zu kommen.

In der Nähe gab es ein kleines und sehr nettes Restaurant, die Räucherkate am Hexenwäldchen, in der wir uns erstmal die Bäuche mit schmackhaften Gerichten vollstopften.

Danach war Dusch-Time angesagt. Nein doch nicht. Die Waschhäuser waren so verdreckt, dass die Kinder dankend ablehnten und sich mit einer Katzenwäsche begnügten. Die Sandhaufen im Waschhaus, was im übrigen wirklich nett eingerichtet war, hätten für eine große Kleckerburg gereicht. Von den Klos wehte zudem ein Gestank herüber, den wir nicht allzu lange ertragen wollten. In solchen Momenten muss ich immer an die Campingplätze zu DDR-Zeiten denken, die in der Regel nur Plumpsklos hatten mit einem unvermeidbaren Gestank. Ich hatte als Kind zwei Wochen die Gelegenheit, solche Klos nutzen zu dürfen und ziehe bis heute den Hut vor allen Campern, die sich nicht haben abschrecken lassen. Ok, hier auf dem CP ist viel los und der Strand nicht weit, da kann es zu Spitzenzeiten mal zu diesen Verunreinigungen und Sandhaufen im Waschhaus kommen. Das Personal kann nicht 24/7h putzen.

Nach der Körperhygiene sind die Mädchen ins Zelt gegangen und ich mit meinem Sohn zum Lagerfeuer, welches von dem CP ein paar Meter entfernt des Platzes jeden Abend organisiert wird. Ein Punkt, für den der CP unter anderem berühmt ist, hinzu kommen Märchenstunden am Abend, geräucherter Fisch usw.. Das Feuer war ok. Leider hatten wir weder einen Stock noch Marshmallow oder Stockbrot dabei. Weil mein Sohn so traurig darüber war, fragte ich eine nette Familie und sie liehen uns ihren Stock und schenkten uns ein paar Marshmallow. Hach, war doch ganz nett hier, dachte ich.

Zurück am Zelt, es war inzwischen kurz nach 22 Uhr und die Nachtruhe hatte eingesetzt, holte ich die Mädchen aus dem Zelt, um mit ihnen nochmal gemeinsam zum Bad zu gehen. Es war so duster in unserer Ecke, dass man nichts ohne Lampe sah, und die Mädchen gruselten sich, alleine zum Bad zu gehen. Neben uns war eine weitere Familie mit Kindern in unserem Alter und die Familie war noch wach. Wir redeten leise und störten eigentlich niemanden, dachte ich, dennoch, kaum ein Wort gesagt, wurden wir sofort ermahnt, doch bitte die Nachtruhe einzuhalten. Oh sorry, ich hatte doch nur zu den Kindern gesagt, wo die Taschenlampe liegt, kann im Dunkeln und durch die Zeltwand so schlecht Zeichensprache. Meine Kinder waren so verängstigt, dass sie ab sofort nichts mehr sagten. Ich muss dazu sagen, dass die Ermahnung auch freundlicher hätte vonstatten können. Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Als Mutter von 3 Kindern mag ich es auch nicht, wenn nach einer gewissen Zeit noch lauter Trubel auf einem CP herrscht und bin sogar froh, wenn auch mal seitens der Campingplätze für Ruhe gesorgt wird. Hier wurde jedoch meines Erachtens zu streng reagiert. Vor dem Waschhaus wartet eine kleine Gruppe erwachsener Menschen und redeten leise miteinander. Da es dort im Umkreis nicht direkt Zelte gibt, war das meiner Meinung nach durchaus ok und niemand wurde gestört, naja, bis auf dem Security-Mann. Zack, Ermahnung. Phuu, wenn Sie dann meinen.

Als wir zum Zelt zurückkehrten, schreckten wir eine Schlange oder Natter auf, so genau ließ sich das im Dunkeln leider nicht mehr feststellen. Ich musste dann als erste ins Zelt um nachzusehen, dass sich dort keine weitere Schlange trollt. Das alles im Übrigen mit Zeichensprache, sprechen trauten wir uns nicht mehr.

So schliefen wir bald ein. Morgen früh ist das Waschhaus sauber und dann werde ich mich duschen, hoffte ich.

 

 


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