Bürger in der Bürgerablage?
Heute war es nun also soweit. Es sollte unsere erste, mehrtägige Tour werden. Ich bin Single und will eine mehrtägige Radtour mit meinen Kindern Unternehmen. Wir waren alle aufgeregt. Ich, weil ich den Zug nicht verpassen wollte und weil ich noch nicht wusste, wie das alleine mit 3 Kindern so wird und was da auf mich zukommt. In meinem Umfeld gab es viele Zweifler, die mir davon abrieten, alleine mit 3 Kindern auf eine 2 wöchige Radtour zu gehen. Ich weiß nicht, ob es Naivität war oder die Tatsache, dass ich schon viele mehrwöchige Radtouren gemacht hatte und auch als Radreiseleiterin tätig war. Jedenfalls konnte ich die Zweifler nicht verstehen und schlug sie alle in den Wind.
Die Kinder waren aufgeregt, weil sie Befürchtungen hatten, nicht schnell genug in den Zug bzw. aus den Zug zu kommen und weil sie noch weniger wussten, was da auf sie zukommt. Immerhin sollen sie von Berlin nach Rostock fahren, mit dem Fahrrad! Diese Strecke kennen sie nur mit dem Auto. Das dauerte lange und war furchtbar langweilig. Warum soll es denn mit dem Rad besser werden?
Der Tour voraus ging eine lange Planung meinerseits. Für die Kinder mussten Räder her. Außerdem benötigten wir einen Haufen Kram für die Übernachtungen. Zelt, Isomatten, Schlafsack, Gepäcktaschen usw. Mehr dazu könnt ihr unter Tipps zur Planung und Ausrüstung nachlesen.
Nun war es endlich soweit. Im Flur verhinderten 19 Taschen das gradeauslaufen. 10 Uhr sollte der Zug fahren, keine 5 Min von meiner Wohnung entfernt.
Zur Verabschiedung kam ein ganzes Komitee. Meine Neffen samt ihrem Papa und Oma Inge und Opa Peter waren zur Verabschiedung gekommen. Gemeinsam holten wir die Räder aus dem Keller und verstauten die Taschen daran.
Oma Inge hat es sich nicht nehmen lassen, uns mit Stullen zu versorgen. Als alles an den Rädern verstaut war, fuhren wir langsam los. Auf Grund des veränderten Fahrverhaltens durch das Gepäck ging das nicht ohne jauchzen und quietschen seitens der Kinder.
Am Bahnhof trafen wir uns alle wieder. Es wurden noch schnell ein paar Fotos gemacht und die letzten Ratschläge mit auf dem Weg gegeben.
Eine Minute vor Abfahrt des Zuges tauchte plötzlich Pap José, der Papa meiner ältesten Tochter, auf. Unter dem Arm eine riesige Tüte mit Süßigkeiten und Chips. Er schaffte es grade noch so, diese durch die Tür zu reichen und Tschüss zu sagen.
Dann ging die Tür zu und ich war mit 4 Rädern, 3 Kindern und 19 Taschen allein. Nun ging es also los.
Ziel war der Bahnhof Weißensee in Berlin. Bevor im Zug jede*r seinen Gedanken nachgehen konnte, gab ich erstmal ein paar Regeln bekannt, z.B. in der Stadt fahre ich vorneweg, auf dem Campingplatz wird erst zusammen das Zelt aufgestellt bevor gebadet, bzw. gespielt wird usw.
In Weißensee angekommen, ging es zum Fähranleger. Mit dem Schiff setzten wir über den Wannsee. Auf der anderen Seite des Sees stießen wir auf den Havelradweg . Dieser ist bis zur Havelquelle der gleiche Weg wie der Berlin-Copenhagen-Radweg, welchem wir bis Rostock folgen möchten. Nach 14 tagen wollen wir in Rostock ankommen, um dann noch ein paar Tage am Ostseestrand auszuruhen.
Der Havelradweg geht zwar durch Berlin, allerdings führt er meistens an den Havelseen entlang und nur sehr wenig direkt durch die Stadt. Somit trafen wir kaum auf Autoverkehr.
Neben dem vielen Wasser entlang des Weges trafen wir ständig auf Spielplätze. Weil die Kinder das ein oder andere Spielgerät ausprobieren wollten und an einem Matschspielplatz insbesondere mein jüngster kaum weg zu bekommen war, dauerten die angepeilten 20 km länger, als vorher von mir abgeschätzt.
Ziel war der Campingplatz Bürgerablage direkt neben einem Havelsee. Wir erreichten ihn gegen 18 Uhr. Der CP war super, insbesondere, da er für Radler und Wanderer extra ein Zelt mit Bänken, Kochmöglichkeit, Kühlschrank, Geschirr usw. hatte. Ich fuhr noch schnell in einen nahe gelegenen Rewe Markt, um Frühstück zu besorgen und dann machten wir uns auf den Weg, um uns in einem Lokal mit Freundin N. und ihrer Tochter zu treffen. Die Mädchen kennen sich vom Sport und meine jüngere Tochter geht mit ihr in eine Klasse. N. hatte uns das Rad geliehen, mit dem meine große Tochter fuhr. Herzlichen Dank!
Als wir zurück waren, fing es an zu regnen. Wir suchten unsere Schlafsachen aus den Taschen, durch den Regen fand nun alles im Zelt statt. Als ich endlich im Schlafsack lag, hatte ich das Gefühl, die letzten 60 min nur in den Taschen gewühlt zu haben. Das muss sich ändern, sonst drehe ich durch.
Ich beschloss, am nächsten Morgen nochmal zu Rewe zu fahren und Obstnetze zu kaufen, mal sehen, ob meine Idee gegen die Kramerei hilft.
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